Projekträume überall. Allein für das diesjährige Project-Space-Festival haben sich 70 Projekträume beworben. Aus diesen 70 sind nun 30 zur Teilnahme eingeladen worden. Doch wie verfahren die verbleibenden Räume mit der Nicht-Teilnahme? Erinnern solche Inklusions-Exklusions-Szenarien nicht bedenklich an die elitären Auswahlverfahren der Kunstmessen-Teilnahme? Oder driftet der Projektraum – befeuert vom ungezügelten Professionalisierungsdrang einer jungen Generation von Kunstschaffenden und -verwaltenden – nicht ohnedies zunehmendst in die liaisonale Nähe von Galerie und Institution?
Wie sich als Projektraum mit solchen Vereinnnahmungstendenzen umgehen läßt, findet leider in keiner Satzung eingeschrieben: Abgrenzung? Öffnung? Bedingungsloser Opportunismus?
Während gerade in Berlin die Geschichte der Projekträume als eine weitestgehendst politisch motivierte gelesen werden kann, die sich ebenso als Widerstand gegen Gentrifizierung und die systematische Ausweitung der neoliberalen Stadt, wie aber auch gegen den daraus resultierenden permanenten Rückbau von über die Jahre entstandener Freiräume verstanden hat, scheint die Projektraum-Landschaft von 2015 eine etwas andere zu sein.
Doch was hat zu diesem Wandel geführt? Der Projektraumpreis und frisch injiziertes Geld aus der City Tax? Oder ein immer größer zulaufendes Publikum, welches im Kunstbetrieb das Spektakel (wieder)findet, wie es im Spätkapitalismus schon längst durch Konformitätsdruck und Konsensproduktion absorbiert worden ist?
Wo der Projektraum zur Zeit steht, möchten wir hier verhandeln. Wofür steht der Begriff Projekt heute überhaupt? Und welche Arbeit ist von Nöten, um es, das Projekt am Leben, am Laufen zu halten? Doch vor allen Dingen: wie lassen sich diese Vielzahl an ausdifferenzierten Dispositionen, Bedürfnissen und Interessen überhaupt noch unter einem gemeinsamen Projektraum-Begriff verhandeln? Und welche Form kann bzw. sollte ein daraus resultierender Diskurs am besten annehmen?
Nach einer Positionsklärung durch die eingeladen Diskussionsteilnehmer/innen wird die Runde zum Roundtable mit allen anwesenden Projektraumbetreibern und dem Publikum erweitert.
TeilnehmerInnen:
Susanne Husse (District)
Matthias Mayer (Netzwerk freier Berliner Projekträume- und Initiativen)
Nora Mayr (insitu / Project Space Festival)
Antje Weitzel (Uqbar)
Manuel Wischnewski (Neue Berliner Räume)
Moderation: Oliver Baurhenn (General Public)
Festivaleinblick von Philippe Rives