Espace Surplus – wörtlich „überschüssiger Raum“ – wurde im September 2006 von Bettina Springer im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg in einer Wohnung in der Knaackstrasse 7 gegründet. Der Name spielt auf die Doppelnutzung der Räume an – Wohnung und zugleich Ausstellungsraum – mitnichten also überschüssiger Raum. Und doch kann man „Espace Surplus“ auch wörtlich als die Relativität von Raum begreifen, verbunden mit dem Appell, sich Räume überall und jederzeit zu schaffen und anzueignen. Kern der Arbeit von Espace Surplus ist ortsspezifische Kunst – dabei nicht allein auf den physischen Ort oder Raum bezogen. In Zeiten, in denen die ehemals konsumkritische Haltung ortsspezifischer Kunstwerke mehr und mehr erodiert, ist es wichtig, die Kunst und den sie umgebenden Raum wieder mehr in den Fokus zu rücken. Gerade weil die rasanten Entwicklungen auf dem Kunstmarkt etwas anderes suggerieren und die museale Praxis anders agiert, gilt es, den immer schnelleren Marktkreislauf zu stoppen und einen Moment die Kunst an ihrem speziellen, ihr zugedachten „Ort“ wahrzunehmen.
Die Zuordnung zu einem „Ort“ – nicht nur als räumliche, phänomenologische sondern gleichermaßen auch als eine gesellschaftskritische und ein konzeptuelle, diskursive Verortung verstanden – erlaubt es, die Referenz des Werks als Gegenentwurf zum autonomen frei flottierenden Kunstwerk zu begreifen und in Szene zu setzen.
Espace Surplus hat an seinen verschiedenen Wirkstätten den Schwerpunkt regelmäßig auf einen spezifischen Kontext gesetzt und gleichzeitig auch aktiv an einer entsprechenden Kontextualisierung gearbeitet. Im Rahmen von „Espace Surplus – Schule für Sinn und Sammeln“ spielte beispielsweise die Vermittlung eine große Rolle. Es sind die Bezüge, die zeitgenössische Kunst verständlich und lesbar machen und deshalb nachvollziehbar gemacht werden müssen. Die Offenlegung und Herstellung von Bezügen ist auch der Motor der interdisziplinären Arbeit von Espace Surplus. Die Wechselbeziehungen aus Kooperationen mit verschiedenen Partnern – sei es MusikerInnen, AutorInnen, PerformerInnen oder Medien – werden für das Verständnis und die Vertiefung der Kunst fruchtbar gemacht.
Genau hier setzt Espace Surplus an: Kunst wird verortet, indem Bezüge geschaffen und erlebbar gemacht werden. Ohne einengend und abschließend zu sein, stets die Freiheit des Betrachters oder der Betrachterin im Blick – so eröffnen sich Möglichkeiten.